Lassen Sie uns heute fortfahren mit den Songs aus der Liste, die stellvertretend für ein gutes Album ausgewählt wurden.
Ich definiere mal ein Album als „gut“, wenn ich aus mindestens vier Tracks eine schwierige Auswahl treffen muss, welchen ich auflegen möchte, bzw. welcher auf eine Mix-Playlist kommt.
Ich denke, damit ist die Meßlatte nicht zu hoch gehängt. Es darf natürlich, wie früher beim Metzger, auch gern a bisserl mehr sein, meinetwegen auch alle; aber wie oft haben wir das schon erlebt in der Pophistorie? Besser nicht drüber nachdenken…
Allzu oft reicht es gerade mal für einen halbwegs okayen Song pro Album, doch dieser Kategorie werden wir uns im nächsten Beitrag zuwenden.

Im Laufe des Jahres hatte ich ja schon mal prophylaktisch erwähnt, dass Come Of Age von The Vaccines ein heißer Kandidat für das Album des Jahres sein könnte.
Auch das Maximo Park-Album The National Health wurde vor wenigen Tagen bereits kurz (dem Albumtitel entsprechend) „behandelt“.
Es sei hier noch mal ausdrücklich gelobt: Fein gemacht.

Die zwei eigentlichen Überraschungsalben des Jahres scheinen mir jedoch andere zu sein.
Als 2010 plötzlich eine Folk-Welle über das Vereinigte Königreich hinwegfegte, mochte man das noch als Grille der Zeitläufte und treffliche Allegorie auf eine seinerzeit völlig orintierungslose altenative Musikszene abtun. Auch ich hatte hier im Blog schon mal in ein ähnliches Alphorn geblasen. Übersehen ließ sich allerdings schon damals nicht, dass einige Songs von z.B. Mumford & Sons, Young Rebel Set, Noah And The Whale, Fleet Foxes wunderschön waren und teilweise noch dazu irre Spaß bereiteten.
Trotzdem erstaunlich, dass sich die Folk-Welle als inzwischen durchaus langlebiges, und dabei alles andere als störendes Phänomen darstellt. Ein gutes Folgealbum kann in so einer Situation natürlich nur positiv wirken.
Jedenfalls handelt es sich bei Babel von Mumford & Sons um ein ebensolches.
Für die Liste habe ich I Will Wait ausgewählt, ich hätte aber genauso gut mindestens vier andere Songs küren können, womit das oben aufgestellte Mindestkriterium für ein gutes Album also locker erreicht ist. Klassenziel geschafft.

Nun, in Amerika ist das mit dem Folk natürlich eine etwas andere Angelegenheit, denn dort ist die Indie-Szene unter dem Stichwort Americana schon seit jeher in Sachen traditionelle Musik jenseits vom schlageresken Nashville-Country gut sortiert.
Angespornt und inspiriert vom Erfolg der europäischen Genossen entwickelte sich in den letzten zwei, drei Jahren jedoch hier und da eine interessante Hybridform aus dem Staub der amerikanischen Weite und der urbanen Hibbeligkeit der jungen britischen Rebellen.
Mit Bravour zelebrieren diese neue Art amerikanischer Folkmusik The Lumineers, die mit ihrem selbsbetitelten Debüt ein nahezu perfektes Album vorgelegt haben.
So würden Mumford & Sons vermutlich klingen, wären ihre Eltern Weizenfarmer aus Iowa.
Oder wie die Q The Lunineers‘ Single Ho Hey! der guten Pointe willen ein wenig zu zynisch charakterisierte: „Imagine Opus‘ Live Is Live transplanted to the Midwest“.
Ein Top-Album fast ohne Aussetzer, das ständig zwischen ausgelassen fröhlich und herzzerreißend traurig oszilliert und dabei trotzdem herrlich entspannt bleibt. Kaufen!

Bleiben die bereits im Blog rezensierten All-American Rejects.

Und Kid Kopphausen (siehe vorheriger Beitrag), die klug genug waren, zu wissen, dass die Produktion eines Hammeralbums alles andere als „das Leichteste der Welt“ ist, und es daher gar nicht erst versucht haben. Entsprechend unprätentiös kommt I daher, was grundsätzlich sehr sympathisch ist, an mancher Stelle aber auch ein wenig hingerotzt wirkt. Aber gerade bei Außer-der-Reihe-Kooperationen, so viel sei entschuldigend erwähnt, sind natürlich auch meist sehr enge Zeitbudgets (sowohl in der Vorbereitung als auch im Studio) im Spiel.

Ob Bloc Party (Lenin berichtete) und Jake Bugg auch in das heutige Kapitel gehören oder doch erst in das nächste, das vermag ich gerade nicht wirklich zu entscheiden. Da meine Schreiblust für heute allerdings schon ziemlich aufgebraucht ist, verschiebe ich die beiden mal schofel in die less-than-four-Hits-Kategorie.

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