So, heute nun also die erste von drei Listen mit Songs aus der auslaufenden Dekade, die Sie kennen sollten.
Die Listen sind nicht streng chronologisch, weil ich mehr Wert darauf gelegt habe, dass sie in der angegebenen Reihenfolge auch gut als Playlist funktionieren. Aber Sie werden auf der ersten Liste hauptsächlich Musik vom Anfang der Zehner-Jahre finden, auf der zweiten Musik aus der Mitte des Jahrzenhts und auf der dritten dann entsprechend Musik aus der letzten Zeit. Zu einigen Tracks habe ich etwas kommentiert, oder ein paar wichtige oder schöne Textzeilen zitiert.
Here we go, Playlist 1:

The Lumineers – Flowers In Your Hair
Der erste Song vom ersten Album. Also vom Start weg großartig.
The grass is definitely bluer on the other side (of the big pond).
„It takes a boy to live, it takes a man to pretend he was there.“

The Arctic Monkeys – That’s Where You’re Wrong
Einer von vielen wundervollen Songs auf dem schönsten Album der Arctic Monkeys: Suck It And See.
„Jealously in Technicolor,
fear by name, love by numbers,
streetlamp amber, wanderlust,
hiding in a blunderbuss“
A nice one, Alex!

Bilderbuch – Plansch!
Die beste deutschsprachige Band des vergangenen Jahrzehnts mit ihrem besten Song.
Sounds like Fiaskoball. And like Haut wie Karamell. Großartig.
„This is called the polar bear plunge.
Are you ready?“
So hätten Queen geklungen, wenn sie vierzig Jahre später auf die Welt gekommen wären (in Kremsmünster in Oberösterreich…).

Johnny Marr – Boys Get Straight
Wenn die Altvorderen heutzutage Neues produzieren muss man ja oft schon froh sein, wenn es nicht unangenehm oder peinlich wird. Insofern war Johnny Marrs Playland von 2014 eine durchaus bemerkenswerte Platte – zwar ohne eine wirklich herausragende Nummer, aber dafür mit einem halben Dutzend sehr sehr ordentlicher. Blowing The Smiths to smithereens, somehow.

Stephen Malkmus & The Jicks – Cinnamon and Lesbians
Wig Out At Jagbags hatte seine herausragende Nummer, nämlich Surreal Teenagers (siehe Jahrescharts 2014). Aber ansonsten gilt das soeben über Johnny Marr gesagte auch hier.
Sehr unterhaltsame Lyrics wie von Malkmus zu erwarten und ein Songtitel für die Liste der besten Songtitel aller Zeiten.

Paul McCartney – New
Am meisten gilt das jetzt schon zwei Mal gesagte allerdings für Paul McCartney, der ja noch mal eine ganz andere Altersklasse repräsentiert. Und 2013 mit seinerzeit 71 Lenzen mal eben eines seiner besten Alben locker aus der Hüfte geschossen hat. (I’m sorry for that last expression.)
Es hieß New und hier ist der Titelsong.

Mumford & Sons – Babel
Viele finden Mumford & Sons peinlich wegen Teenie-Publikum und kommerziellem Erfolg und so. Diese Menschen sollten sich zumindest mal die Zeit für deren 2012er Album Babel nehmen – m.E. eines der besten der damals überschäumend wogenden Folk-Pop-Revival-Welle.
Übrigens offenbar ein früher Anti-Corona-Song:
„’Cause I’ll know my weakness, know my voice
and I’ll believe in grace and choice.
And I know perhaps my heart is farce,
but I’ll be born without a mask.“

Manic Street Preachers – Futurology
Jahrelang waren die Manics der verlässliche Urmeter musikalischen Mittelmaßes, bis sie sich in den 10er-Jahren plötzlich zu „verlässlich ganz okay“ weiterentwickelten. Mit einigen erstaunlichen Ausbrechern nach „gut bis sehr gut“, siehe Futurology (2014).
„We’ve all killed some ants.“

Blackmail – Deborah
„Wie Placebo ohne Brian Molko“ schrieb ich 2011 über Blackmails Versuch, auch ohne Sänger Aydo irgendwie weiterzumachen. Was natürlich schiefging. Trotzdem bescherte uns das Album Anima Now! neben dem fulminanten Opener Santa Rosalia (siehe Jahrescharts 2011) auch das schön indie-poppige Deborah.

Hey Violet – Brand New Moves
Endlich Tanzmusik! Einer der besten Dance-Songs der vergangenen 10 Jahre.
„Since the last time we danced, I’ve learned some brand new moves.
I wanna try them on you.“
Yes, please.

The Pains Of Being Pure At Heart – Belong
2011 entdeckte ich den Radiosender „Flux FM“ (damals noch „Motor FM“) für mich. Und die Pains of Being Pure At Heart liefen da jeden Tag mindestens 10 Mal. Finde ich heute nicht mehr so toll wie damals, könnte aber auch daran liegen, dass sie seitdem kein annähernd vergleichbares Album mehr hingekriegt haben. C-86 hat man diese Indie-Sparte getauft, weil die Musik so klingt wie die auf Mixtapes, die man in der zweiten Hälfte der 80er von guten Menschen bekommen hat.

Beatstakes – Gentleman Of The Year
Erwachsener, professioneller und auf den Punkt produzierter kann ein Rockalbum wohl kaum sein als Beatstakes‘ Selbsbetiteltes aus 2014. Sowas klingt dann oft furchtbar, die Beatstakes präsentieren sich hier aber, dank teilweise formidablem Songwritings, tatsächlich auf dem kreativen Höhepunkt ihrer Karriere. Gutes Handwerk kann auch sehr gute Kunst sein.

Get Well Soon – The Pope Washed My Feet in Prison
One more for the Liste der schönsten Songtitel.

Bloc Party – Ratchet
Techno mit Indie-Gitarren! Super, super, super. Einer meiner Lieblingssongs der letzten zehn Jahre. Und noch nicht mal ihr bester aus dieser Dekade. Das war Different Drugs (siehe Jahrescharts 2016).
Der Songtitel spielt, nehme ich mal an, mit der phonetischen Ähnlichkeit von wretched und ratchet (ausm Baumarkt). Vielleicht ist es aber auch „innuendo“, who knows.

Dan Le Sac vs. Scroobius Pip – You Will See Me
„The notes you left in my margins turned from scribbles to scars.
But here’s the best part:
You didn’t even realise you were reading the first draft of a best seller,
the manuscript of a future Nobel prize winner.
This book you discarded as a pamphlet will ignite shit.“
So bissi Zu spät von den Ärzten oder Skaterboy von Avril Lavigne für Intellektuelle.

Wanda – Bologna
Ich war nie ein Fan der Band, aber dieser eine Refrain ist einfach unglaublich – vielleicht der beste dieses Musikjahrzehnts.
„Tante Ceccarelli hat in Bologna Amore gemacht.“
Das werden die Leute auch in zwanzig Jahren noch auf Parties grölen. Gift drauf.

I Am Kloot – Forgive Me These Reminders
Let It All In war ein hervorragendes Album und womöglich das beste dieser seit jeher ungemein sympathischen Kapelle aus Manchester. Leider auch ihr letztes reguläres – 2016 haben sie sich aufgelöst. Kloot ist niederländisch und bedeutet Hoden, bzw. im übertragenden Sinne Idiot oder Arsch. Viel zu Rock’n’Roll eigentlich für so ne nett harmlose Band.
„All alone,
sat here whispering through my megaphone.
No one listening on the telephones.
Forgive me these reminders.“

Bombay Bicycle Club – Eyes Off You
So Long See You Tomorrow war ein Album mit neun oder 10 mittelmäßigen Tracks und dann zwei Hammer-Balladen zum Schluss. Die eine (der Titelsong) war in den Jahrescharts 2014, die andere ist Eyes Off You.
„And I bathed in the light you gave
but it’s dark in another way.“

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