So, es sei mal wieder soweit.
Die Liste der zwanzig besten Songs des Jahres ist reif.
In guten wie schlechten Musikjahren immer wieder eine Sisyphosaufgabe, oder sagt man Herkulesaufgabe? – bzw. sagt man eben nicht Aufgabe, auch wenn man mehrmals im Laufe des Dezembers kurz davorsteht aufzugeben. Ob der Unmachbarkeit, der tagesform- und launeabhängigkeit, der also ewigen Ungerechtigkeit von Ranglisten jeglicher Art.
(Arguably, at around Christmas there seems to be a lot of Sissi-fuss, but that’s a different story…)

Fangen wir also am einfachen Ende an, dem besseren nämlich.
Jedes Jahr gibt es zwei oder drei Alben, die einfach herausragen, weil sie so viel besser sind als alles andere, und die Schwierigkeit nurmehr darin besteht, sich für einen der vielen Klassesongs zu entscheiden. In diesem Jahr kamen diese Alben von Bilderbuch, Elbow und, was niemand mehr erwartet hätte, von den zuletzt immer bräsiger gewordenen Kettcar.
Bei Bilderbuch war die Songkür für mich einfach, weil ich von Anfang an einen klaren Favoriten hatte. Sneakers For Free heißt die Nummer, und die ist nicht nur kompositorisch virtuos und schön zugleich, sondern wg. „die Verkoiferin“ und „Frinks“ auch textlich schlicht unwiderstehlich. Nicht zufällig hatten Bilderbuch live zwei „Frinks“-soulende schwarze Gospelmamas mit auf der Bühne und einen Vorhang aus ca. 500 nigelnagelneuen Turnschuhen. Rock my plimsoul!, wie Jeff Beck/Rod Stewart/whoever back in the day gesagt hätten.
Bei Elbow war es schwieriger; ich habe mich für Gentle Storm entschieden, weil es nicht nur wundervoll ist wie vieles aus Guy Garvey’s Feder, sondern auch diesen Elbow-typischen Flow hat – nennen wir es tanzbare Balladen.
„Fall in love with me, fall in love with me, fall in love with me, every day!“ – well, what more is there to say?
Auch das Kettcar-Album hatte einige Highlights (siehe den dazugehörigen Blogbeitrag), aber die Wahl musste letztlich auf Sommer 89 fallen, wegen der schieren Größe des Themas – sozusagen eine bundesrepublikanische Geschichtsstunde im Vierminutenpopsongformat. Bewegend.

Einige weitere Songs waren easy, weil sie genauso gut auf einer Top-10-Liste gelandet wären, etwa Avalanche von Bad Sounds oder Not Everything Was Better In The Past von Fink (make it history = naked histories).
Aber beim großen Rest war die Auswahl dann doch wieder unendlich schwierig. Weil die Songs zwar gut sind aber halt nur gut, und davon gibt es eben eine unüberschaubare Anzahl, selbst in einem schwachen Musikjahr wie 2017.
Hier habe ich größtenteils versucht, die eher unbekannten (Idles, Communions) oder überraschenden (The Jesus And Mary Chain – they were always crap!) zu küren, zu Lasten der etablierten Acts oder derjenigen, die seit jeher Großes servieren (Roger Waters, Billy Bragg, Paul Weller, Kasabian, Foo Fighters, Beatstakes), und denen, die in den letzten Jahren gefühlt schon zu oft im Blog erwähnt wurden (Jake Bugg, Everything Everything).
Anyway, hier die Liste – wie immer in alphabetischer Reihenfolge, um nicht auch noch ein internes Ranking vornehmen zu müssen:

Arcade FireEverything Now
Bad SoundsAvalanche
BilderbuchSneakers For Free
Broken Social ScenePlease Take Me With You
CommunionsCome On , I’m Waiting
ElbowGentle Storm
FinkNot Everything Was Better In The Past
Fünf Sterne DeluxeMoin Bumm Tschack
Liam GallagherChinatown
GhostpoetBlind As A Bat
IdlesMother
The Jesus And Mary ChainAll Things Must Pass
Käpt’n PengMC Homo Sapiens Sapiens
KettcarSommer 89
Mark LaneganBeehive
Declan McKennaIsombard
Laura MarlingSoothing
Sleaford ModsB.H.S.
SpoonHot Thoughts
StarsailorBest Of Me

Das meiste wurde hier im Blog, wie gewohnt, schon im Laufe des Jahres verlinkt. Den Rest habe ich soeben (sofern verfügbar) nachgereicht. Bei Laura Marling wurde zugegebenermaßen hauptsächlich das Video gekürt. Und von Käpt’n Peng und seiner Band mit dem unterirdischen, und deshalb hier verschwiegenen, Namen hätte die Auswahl auch auf zwei oder drei andere hörenswerte Tracks fallen können.
Einige Songs sind, wie so oft, einsame Perlen auf ansonsten vernachlässigbaren Alben (z.B. Arcade Fire, Declan McKenna, Mark Lanegan).
Und einige derbe Enttäuschungen gab es natürlich heuer auch mal wieder zu beklagen (The Killers, The Charlatans, Beck, Maximo Park, Stereophonics). Sponge over it!

Puh! Es bleibt wie immer eine Momentaufnahme, aber auch die Hoffnung, dass ich Ihnen mit der ein oder anderen Auswahl einen hilfreichen Fingerzeig geben konnte; eine Orientierungshilfe im schier unendlich großen Pool dessen was wiederum andere ja hoffentlich auch nur machen, um unsere traurige Welt für kurze aber goldene Momente ein bißchen schöner zu machen – cause that’s what art is all about, innit? So enjoy!

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