„Prüfe Deine Freunde im stillen, aber preise sie offen!“
(Miley Cyrus)
(Publilius Syrus – Aphorismen)

Wissen Sie, wie Musik auf isländisch heißt?
Tónlist. Kein Scherz. Die Isländer wussten also schon immer, dass der wahre Sinn von Musik darin besteht, sie am Jahresende in Listen zu packen und diese dann zu vergleichen. Also fahren wir fort.
Nicht falsch verstehen. Wir bleiben hier. Und fahren fort, Tonlisten voll mit Tónlist zu vergleichen und blablabla…

Immerhin drei der Künstler aus meinen Jahrescharts befanden sich also unter den Top-15 eines, äh, „renommierten“ Magazins. Was allerdings zumindest bezüglich Blur und den Sleaford Mods keine allzugroße Überraschung darstellt. Drehen wir heute kurzerhand den Spieß um, und suchen nach Übereinstimmungen der Freundeslisten und der Q mit meiner eigenen.

Everything Everything hatten alle Freunde nicht auf dem Schirm. Bei der Q kamen sie immerhin auf einen respektablen zwanzigsten Platz (Key-Track, wie bei mir: Distant Past). Da es m.E. ein super Album ist, nutze ich die Chance, noch mal die Werbetrommel ein bißchen zu rühren. Unbenommen aller Eigenständigkeit und dem extrem hohen Wiedererkennungsfaktor der Band, ist es nämlich trotzdem sehr vielschichtig und abwechslungsreich.
Das bereits im Sommer verlinkte Spring Sun Winter Dread ist wunderbar eingängiger Pop, Distant Past ist kantig und gleichsam tanzbar, aber sie können auch düster, melancholisch und trotzdem wunderschön – hierfür steht das fabelhafte No Reptiles, das noch dazu mit einem klasse Text aufzuwarten weiß.
Ebenfalls nur bei der Q finden wir Paul Weller (Platz 23). Allerdings haben sie einen anderen Song „gepickt“, nämlich Pick It Up. Damit kann ich prima leben, denn er gehört auch zu den dreien vom Album, die ich mir seinerzeit gekauft habe. Hat einen ähnlichen Vibe (wenn auch nicht ganz die Klasse) wie das letztes Jahr von mir hochgelobte Backstabber von den Kooks.
(Oh. Habe ich gerade Willy Brandt mit Björn Böhning verglichen? Zu des letzteren Gunsten? I’m terribly sorry.)

Damit sind die Übereinstimmungen mit der Q-Liste aber auch schon abgeschöpft. Wenigstens sind alle fünf in der oberen Hälfte der Q-Top-50. Puh!

Weitere Treffer auf den Freundeslisten:
The Decemberists. Ein Treffer – gleicher Song.
The Charlatans. Ein Treffer – anderer Song: I Need You To Know. Nicht ganz meins. Ich empfehle lieber noch Emilie – die perfekte musikalische Umsetzung des Plattencovers: der Soundtrack für einen halbgrauen Herbstspaziergang an der walisischen Küste (nicht, dass Manchester eine Küste hätte, oder gar in Wales wäre, aber auf dem Cover sind die vier Herren ja am Meer, und da ich aus unlängst gesammelter Erfahrung sagen kann, dass die walisische Küste selbst im Sommer maximal halbgrau…).
Und Lean In – so lupenreiner, ausrufezeichenarmer Lehrbuch-Britpop, dass er beinahe zwangsläufig unbeachtet durch jedes aurale Sieb tropft. Grandios medioker!
Ansonsten leider keine Gemeinsamkeiten.
Also, klar, die Proclaimers und die Waterboys hatte ich auch niemandem zugetraut, aber z.B. Death Cab For Cutie hätte ich zumindest mal bei der Q erwartet. Fehlanzeige.
Und dass der Comeback-Versuch von They Might Be Giants tatsächlich vom Rest der Welt komplett ignoriert wurde, ist zwar vielleicht keine Überraschung, aber ziemlich ungerecht. Neben dem von mir gekürten Erase, zeigt mal mindestens noch der Track Underwater Woman, was er kann. Nämlich einiges.

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