Ein jedes Musikjahr hat seine speziellen Hypes und Sternchen. Und natürlich hat mediale Omnipräsenz im Social-Media-Zeitalter noch mal kräftig zugelegt, was scheinbare Dringlichkeit und rasante Geschwindigkeit anbetrifft.
Meist sind diese Hypes jedoch schon im Folgejahr wieder vergessen (oder spricht noch irgendjemand von z.B. Alabama Shakes?). Genauso oft auch entpuppen sich die vermeintlich großartigen Newcomer als in Wirklichkeit faule Eier oder One-Trick-Ponys und machen fürderhin Radiopop oder einfach wenig Brauchbares (denken Sie z.B. an Lana Del Rey oder Little Boots).
Gut also, dass ich mit den zwei Mega-Hypes des Jahres 2013 von Vornherein nicht allzu viel anfangen konnte:
Woodkid und London Grammar.
Langjährige Leser dieses Blogs wissen, dass ich an einer angeborenen Hypersensibilität gegenüber etwa 1/3 aller auf der Welt existenten Singstimmen leide. Alles was irgendwie in Richtung Gießkanne, saure Milch oder sonstwie schlampig intoniert geht; das meiste, was übermäßig auffällig, außergewöhnlich oder exaltiert daherkommt; sowie fast alles was sich einfach nur viel zu wichtig nimmt und darüber absoult, verursacht mir eiternde Pusteln im Gehörgang. Da hatte Herr Lemoine alias Woodkid natürlich vom Start weg schlechte Karten, verstößt er doch gegen mindestens mal anderthalb der oben aufgelisteten Ausschlusskriterien.
Für London Grammar gilt im Grunde ähnliches. Hier stört mich allerdings am meisten die für eine britische Band erstaunlich ironiefreie Attitüde (was mir schon bei The XX nicht gefiel), vermutlich weil ich es grundsätzlich immer ein bißchen albern finde, wenn insbesondere junge Menschen, die gerade mitten im goldenen Frühling ihres Lebens stehen, über Gebühr zu leiden meinen. Wahrhaft gutes Benehmen besteht bekanntlich darin, dem Rest der Menschheit mit dem eigenen Elend nicht zu sehr auf die Nüsse zu gehen…
Da ein Hype aber auch selten von ungefähr kommt, sei zumindest eingestanden:
Ja, das ist fürwahr ein REFRAIN!
Und ja, das kann man sich natürlich auch durchaus anhören.

So, der Text bis hierhin war natürlich nur Vorspiel für das, was gleich folgt. So wie im Grunde ein gesamtes Blogjahr nichts großartig anderes ist, als ein Präludium auf diesen, heutigen Beitrag, eine Vorbereitung und ein Warmlaufen auf die Liste aller Listen, die ultimative, wissenschaftlich-objektiv ermittelte und endgültige

LISTE DER 20 BESTEN SONGS 2013
Wie im Vorjahr präsentiere ich die Interpreten in alphabetischer Reihenfolge, ohne interne Wertung.

Bloc Party – Ratchet
Billy Bragg – January Song
Andy Cato – Abbey Road Jam
Kevin Devine – She Can See Me
Fettes Brot – Für Immer Immer
Ghostpoet – Cold Win
Die Goldenen Zitronen – Scheinwerfer und Lautsprecher
I Am Kloot – Some Better Day
Paul McCartney – Queenie Eye
Manic Street Preachers – Three Ways To See Despair
The Naked And Famous – A Stillness
Noah & The Whale – Lifetime
Ocean Colour Scene – If God Made Everyone
Dan Le Sac feat. Scroobius Pip – Terminal
Placebo – Loud Like Love
Suede – Barriers
Telekinesis – Power Lines
Two Door Cinema Club – Changing Of The Seasons
Vampire Weekend – Diane Young
Young Rebel Set – Berlin Nights

19 der 20 Songs wurden im Laufe des Jahres bereits hier im Blog verlinkt, und wer sie gerne noch mal hören möchte, schreibe einfach den entsprechenden Band- oder Songnamen oben rechts in die Suche.
Scroobius Pip gelang mit Terminal das Kunststück, einen Song zu schreiben, der mich sehr intensiv an mindestens einen ganz konkreten, unvergesslichen Moment in meinem eigenen Leben erinnert. Und mit so einem Treffer landet man natürlich schnurstracks mitten im Herzen eines jeden Musikliebhabers.

Das Schwierige beim Erstellen der Liste ist Jahr für Jahr nicht das Küren der besten Fünf oder Zehn – die drängen sich mehr oder weniger von alleine auf. Schwierig wird es eher auf den hinteren Plätzen, wenn das ganze ein wenig ausfasert und wahllos wird. An Stelle von Ocean Colour Scene oder Suede, Telekinesis oder Ghostpoet hätten hier also eigentlich auch Arctic Monkeys oder Arcade Fire (Reflektor), Cut Copy, The Joy Formidable oder MGMT (Alien Days) treten können.
Ein weiteres Problem ist der Fokus auf die Gegenwart. Meistens stammt ein Gros der Songs aus den letzten Monaten des Jahres. Dies liegt natürlich hauptsächlich daran, dass man vieles aus der ersten Jahreshälfte inzwischen totgehört hat. Ich habe diesbezüglich versucht, so fair wie möglich zu sein – Three Ways To See Despair z.B. kann ich ehrlich gesagt schon längst nicht mehr hören, da es aber eine Zeit lang einer meiner Favoriten war, gehört es trotzdem in die Liste.
Andere Songs wiederum entwickeln sich mit der Zeit – Two Door Cinema Clubs Changing Of The Seasons fand ich am Anfang nicht mehr als okay, aber nach mehrmaligem Hören entwickelt der Song dermaßen penetrante Ohrwurmqualitäten, dass man ihn dafür fast schon wieder verwünschen müsste. Ein Trennungssong in Happy-Dur – Alex Trimble hat sich wohl maximal von seinem viertliebsten Goldfisch getrennt…
Und last but not least, man muss es jedes Jahr wieder sagen, gibt es natürlich Interpreten, die so gute Alben abgeliefert haben, dass es äußerst schmerzhaft war, einen einzigen Titel herauszupicken (dies gilt in 2013 insbesondere für das sensationelle Paul McCartney-Album sowie für das ebenfalls wunderschöne Album von I Am Kloot), während andere eben nur diesen einen, ausgewählten Kracher zu Stande gebracht haben. Daneben gibt es dann in der Tat auch noch Alben, die ziemlich okay sind, ohne auch nur einen einzigen herausragenden Song abzuwerfen – dieses Kunststück haben dieses Jahr z.B. Primal Scream hinbekommen.

Was sagen sie?
Ich hätte oben einen wichtigen Hype aus 2013 übersehen?
Daft Punk? (Ein Comeback-Hype sozusagen)
Lesen Sie einfach die nächste Folge, wenn es um die Pleiten und Enttäuschungen des Musikjahres gehen wird (cue: Beady Eye, Jake Bugg, Phoenix u.v.a.)

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