Herzlich Willkommen zum letzten Musikbeitrag vor Weihnachten und vor VERKÜNDUNG DER AMTLICHEN JAHRESCHARTS.

Kevin Devine ist ein Singer-/Songwriter aus New York und ein liebenswerter obendrein. Seit gut 10 Jahren ist er nun schon solo unterwegs und 2013 beglückte er uns mit gleich zwei neuen Alben: Bubblegum und Bulldozer, was natürlich beides Top-Namen sind.
Beide erblickten im Oktober das Licht der Welt, und das ist ein Witz, den ich ehrlich gesagt noch nicht so ganz verstanden habe. Vermutlich ist Bubblegum mit seiner Band The Goddamn Band eingespielt und Bulldozer von ihm alleine. Letzteres ist jedenfalls das deutlich bessere von beiden.
Wie auch auf all seinen bisherigen Platten findet sich darauf viel Gutes und die klassische Indierock-Nummer She Can See Me, die in unterschiedlichen Versionen auf beiden Alben zu finden ist, werden sie mit einiger Sicherheit in den Jahrescharts wiederfinden.
Wer Devine nicht kennt, stelle sich Elliott Smith ohne die ganzen Drogen vor. Wie bei Smith besteht die Mischung zu etwa je 50% aus Beatles und Grunge – ein offensichtlich recht brauchbares musikalisches Cocktailrezept.

Kevin Devine – Bulldozer
Kevin Devine – She Can See Me (Dies ist die Version von Bubblegum – die von Bulldozer ist m.E. viel schöner, aber davon konnte ich leider noch keinen Link im Netz auftreiben)

Im Musik-Express konnte man unlängst folgendes lesen:
Cut Copy zelebrieren auf ihrem dritten Album ein Manchester-Rave-Revival, das zwar nur zaghaft kontemporär, aber dafür wunderbar einlullend wirkt.“
Und wenn es für eine derart beschriebene Platte einen zuständigen Fachblog gibt, dann ja wohl dieser hier!
Schade bloß, dass obige Beschreibung viel zu hohe Erwartungen schürt, die dann beim Hören des Albums größtenteils enttäuscht werden. Dabei ist in dem zitierten Satz eigentlich nur ein einziges Wörtchen falsch, nämlich „wunderbar“.
Einlullen hingegen trifft es ganz gut, und Manchester-Rave-Revival ist auch nicht gelogen. Bloß, dass man sich eben der falschen Quellen bedient hat, bzw. einfach nicht die im Popzirkus unerlässliche Fähigkeit zum guten Klauen besitzt. Ferner ist die Stimme von Sänger Dan Whitford ein konstantes Ärgernis irgendwo zwischen nölendem Bariton und aufdringlicher Gießkannne.
Als Besitzer und intimer Kenner aller jemals veröffentlichten Manchester-Rave-Platten (jawohl!) kann ich Ihnen sogar sagen, welchem Album von damals Cut Copys Free Your Mind noch am ähnlichsten ist – das wäre die Lovegod von den Soup Dragons. Und die hat, sagen wir mal, nicht die allerallertiefsten Spuren in der Pophistorie hinterlassen. Ist aber trotzdem noch um Längen besser.
Schade eigentlich. Gutes Konzept aber schlampige Ausführung.
Ein Soderlob an dieser Stelle für den Musik-Express-Autor Jochen Overbeck, der zur Erklärung von Manchester-Rave folgende Formulierung fand: „angedruffter Drone-Pop“. Das ist zwar ein bißchen irreführend, aber allemal lustig.

Cut Copy – Free Your Mind
Cut Copy – Take Me Higher

Wie geniales und dabei noch ehrenhaftes Klauen nämlich geht, das haben vor einigen Wochen die Herren von Fettes Brot vorgemacht – mit ihrem Remake des alten Insterburg & Co.-Klassikers Ich liebte ein Mädchen.
Netterweise haben Fettes Brot zum ursprünglichen Konzept noch einen 1a-Pop-Refrain hinzugefügt, und so heißt das Stück bei ihnen Für immer immer.
Nun, das ist natürlich nicht „indie“, aber es ist großartig!
Sehr sehr großartig!

Insterburg & Co. – Ich liebte ein Mädchen
Fettes Brot – Album Snippet (leider habe ich keinen Link zu dem Song gefunden, aber vermutlich muss man nur You F.M. einschalten und maximal fünf Minuten warten – dann kommt die Nummer…)

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