I Am A Camera hieß Mitte der Neunziger ein Chart-Hit von Tom Koenigs.
Mit meiner eigenen Kamera ist das so eine Sache. Zwar würde ich sie als durchaus liebgewonnenes Spielzeug bezeichnen, aber sie hat einen entscheidenden Flaw. Ich weiß nicht, ob das ein grundsätzliches Problem von Digitalkameras ist, aber sie mag irgendwie keine Farben.
Ungefähr so: Wenn man als Teenager Muttern seine schwarzen T-Shirts zum Waschen gegeben hat, dann waren immer spätestens nach dem dritten Waschen ca. drei Viertel der schwarzen Farbe aus dem ursprünglich endcoolen Motörhead-Hemdchen verschwunden, und es blieb nurmehr ein armseliges, leicht geschrumpftes Opfer modernster Bleichmitteltechnologie zurück, dass weniger schwarz als vielmehr so mausgrau wie die eigene Heranwachsendenexistenz schimmerte. Mißachtung der pettingerfahrenen Klassenkameradinnen und zunehmende psychische Destabilisierung waren die unausweichliche Folge.
Also, meine Kamera verfährt mit allen Farben so, wie Mutterns Waschmaschine seinerzeit mit den sauer ersparten Merchandise-Trophäen.
Grün ist maximal grünlich, Rot maximal rötlich usw. alles wirkt irgendwie matt und mit einem Grauschleier überzogen. (Nicht umsonst hieß die Band zum gleichnamigen Song Fehlfarben…).

Langer Vorrede, kurzer Sinn:
liebend gerne hätte ich Ihnen heute ein paar wunderschöne Bilder vom just vergangenen Wanderwochenende kredenzt, jedoch:
während das Wetter traumhaft, der Frühling farbenfroh wie nie, die Landschaft pittoresk wie Sau und die Freunde verlässlich exquisit waren, hat meine olle Kamera nur ein paar semi-schwarzweiße, leblose Stilleben gespeichert, die sich selbst durch eine ausgedehnte Einkaufstour im Photoshop nicht annähernd in jenen atemberaubend ergreifenden Zustand verbessern ließen, in dem sich Mutter Natur und Vater Rhein dem Auge des Betrachters in der Realität dargeboten haben.
Schade. Hier trotzdem ein paar Dokumente:

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Modelleisenbahn revisited.
Oder, um einen alten Otto-Witz aufzubrühen:
Wie heißt der längste deutsche Fluß?
a) Rhein
b) Raus
c) Wolga
Im Bild die Zahn bei Zahnstein. Ein Mündungsfluß nahe der Mündung.
A propos: Dem stets ungebremsten Mündungsfluß (=verbalen Output) meiner Freunde R. und F. lauschte ich in den vergangenen zwei Tagen mal wieder mit unaufhörlichem Plaisir. Ich sage nur: intellektuelle Musik- wie Weinliebhaber – eine unschlagbare Kombination von Entertainmentqualitäten.

 

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Wurde ja eben bereits angedeutet… We just cannot deny it.

 

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Die klassische Streugutwiese im Frühling.
Wie oben erwähnt: Stellen Sie sich einfach das Grün fünfmal so grün, das Rosa fünfmal so rosa und das Blau fünfmal so blau vor – dann haben Sie’s ungefähr.

 

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Die berühmte Burg de Chris

 

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Bei Rheingauleitern beliebtes Haustier:
Die Windows.exe

Da thematisches Einfühlen in die jeweilige Lebenssituation zu den unerlässlichen Eigenschaften des erfolgreichen Literaten gehört, habe ich übrigens am Rhein entgegen meiner sonstigen Gepflogenheiten ausschließlich Zigaretten der Marke Nil geraucht.
Insgesamt haben wir, einem aktuellen Jugendtrend folgend, jedenfalls krass abgeostert. Und Sie?

P.S.: Wer die, äh, Eingangs-„Pointe“ aus dem ersten Satz des Beitrags versteht und sie hier als Kommentar dem Rest der Blogleserschaft verständlich erklärt, erhält den unbegehrten Lenin-Sonderorden für intellektuelle Verschrobenheit.

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