2009 beglückten Phoenix mit Wolfgang Amadeus Phoenix die Indie-Welt, und sich selbst sicherten sie damit den verdienten Lohn jahrelangen, qualitativ-ansprechenden, gutelaunemachenden Musizierens.
Doch W.A.P. war nicht nur ein erfolgreiches und schönes Album, es war weitaus mehr. Nämlich stilprägend, wenn nicht gar epochemachend. Weil in den Folgejahren Dutzende von jungen Bands versuchten, diesen Sound zu kopieren oder ihm zumindest nachzueifern. Das hatte vorher noch keine französische Band vermocht.
Die Nacheiferei erfolgte mal eher plump, wie etwa bei den Schweden The Royal Concept, mal durchaus elegant, wie bei Animal Kingdom aus London (siehe z.B. hier).
Dass jedenfalls britische und sogar amerikanische Kapellen einem Vorbild aus La Grande Nation hinterherpilgerten, war in der Tat ein pophistorisches Novum.

Nun, dieser Stunt wird den vier sympathischen Herren aus Versailles („den vier sympathischen Parisern“ klingt irgendwie blöd) mit dem neuen Album Bankrupt hoffentlich nicht noch mal gelingen.
Denn wenngleich sich am Songwriting gar nicht viel verändert hat, die versuchte soundmäßige „Weiterentwicklung“ ist gründlich in die Hose gegangen. Warum bloß wurden die neuen Nummern fast allesamt mit einem gallertartigen Keyboardbrei zugematscht, der eher unselige Erinnerungen ans Spätwerk des Electric Light Orchestra aufkommen lässt, als an den funkelnden Trash-Discopop, den Phoenix vermutlich im Sinn hatten?
Die meisten Songs klingen leider so, als hätte man anstelle sorgsamer Soundtüftelei und nächtelanger Diskussionen mit dem Produzenten einfach eine Gratis-Enhancer-App vom iphone drüberlaufen lassen. Schlecker-Pop.
Ein harsches Urteil, ich weiß. Aber ich kann ja nix dafür.

Am ehesten nach altem Glanz klingen sie auf dem Opener Entertainment.
Und das Highlight auf Bankrupt ist der Titelsong, wenn auch nur, weil er sich so stark vom Rest des Albums unterscheidet.

Danken Sie mir aber bitte trotzdem, dass ich für die zweite Musikmeckerei innerhalb von 24 Stunden, nach der naheliegenden aber grenzwertigen Überschrift „Moby Dünn“, diesmal nicht mit einem „Phönix in die Asche“ nachgelegt habe.
Stets der Philanthrop nämlich,
Ihr Lenin.

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