Hurra! Es ist wieder soweit. Zeit für die Liste aller Listen.
Die zwanzig besten Songs des Jahres.

Zwei möchte ich vorab herausheben:
Zum einen Different Drugs von Bloc Party. Denn das ist der schönste Song des Jahres!
Absolut herausragend auf dem ansonsten größtenteils mißglückten ersten Album mit neuer Rhythmusgruppe. Klar, da ist eine nette Akkordfolge, da ist Keles prägnante Stimme und da ist dieses markante, synkopische Drum-Pattern. Aber es ist die Art wie Louise Bartle das Pattern spielt, die stoisch-konzentrierte Beflissenheit bei gleichzeitig beinahe greifbarer Nervosität und Verkrampfung, die dem Song eine einzigartige Menschlich- und Verletzlichkeit verleihen, wie man sie sonst bei Bloc Party nur äußerst selten antrifft. Super.

Und ich möchte Angela von The Lumineers erwähnen.
Nur um noch mal darauf hinzuweisen, was ich bereits bei der Albumkritik im April zum besten gegeben habe: dies ist nur einer von mindesten fünf weiteren Songs von diesem Album, die es locker auf die Liste geschafft hätten. Denn Cleopatra ist nicht nur das unangefochten beste Album des Jahres 2016, es ist eines der besten Alben der Zehner Jahre! Und wer hätte das von dieser Band noch erwartet? Nach dem vielleicht unwahrscheinlichsten Welthit der letzten Zeit (Hey-Ho) so gekonnt und unprätentiös auf dem Teppich zu bleiben und sich dabei künstlerisch noch deutlich weiterzuentwickeln, das ist schon ein Husarenstreich. Hier stimmt einfach alles: Wahnsinnsstimme, tolle Texte, eingängige, einfache und doch intime Songs, wundervoll sparsam instrumentiert – wirklich schweinegut!

Aber jetzt los mit der Liste. Die zwanzig Perlen des Jahres 2016, wie üblich alphabetisch sortiert:

ArchiveBlue Faces
ArkellsDrake’s Dad
Band Of HorsesIn A Drawer
Band Of SkullsSo Good
Beatsteaks & Dirk v. LowtzowFrench Disko
BeginnerEs war einmal
Bloc PartyDifferent Drugs
Bon IverCreeks
DMA’SLay Down
Field MusicThe Noisy Days Are Over
John K. SamsonThe Vampire Alberta
PhoriaRed
Sleaford ModsTCR
StoppokPlanlos Durch Das All
SuedeNo Tomorrow
SuunsInstrument
Kate TempestEurope Is Lost
The Lemon TwigsHaroomata
The LumineersAngela
Wild BeastBig Cat

Die Songs, die im Laufe des Jahres noch keine Erwähnung im Blog fanden, habe ich verlinkt und werde nun auch noch ein paar Worte dazu sagen.

Archive sind aus London und machen jawaseigentlich?
Vor zwanzig Jahren hätte man sowas vermutlich Trip-Hop genannt. Heute ist es fast schon der Standard gewordene Indiesound.

Field Music sind aus Sunderland und machen eine verschrobene Art von Britpop, die manchmal was von hemdsärmeligem Homerecording hat, manchmal dank ihrer Eigenständigkeit aber auch überzeugt. Drei Songs vom Album Commontime habe ich gekauft und einer hat es in die Liste geschafft, weil er unser Schicksal als greise gewordene Alt-Rocker so konzis auf den Punkt bringt: The Noisy Days Are Over.

John K. Samson war früher Sänger der Weakerthans. Und auf seinem zweiten Soloalbum Winter Wheat, welches ich als durchwachsen bezeichnen würde, ist ihm mit Vampire Alberta Blues immerhin ein echter Volltreffer gelungen.

Stefan Stoppok gibt seit nunmehr 35 Jahren, mal mehr mal weniger überzeugend, den Springsteen fürs Ruhrgebiet. Und da ich sein Treiben seit jeher mit einiger Sympathie verfolge, war es einfach an der Zeit, ihn mal mit einem Ehrenplatz in der Liste zu versehen. Sozusagen ein Lifetime-Achievement-Award.

Suede fand ich zu Britpop-Hochzeiten eigentlich immer ein bißchen nervig. Aber in den letzten Jahren mausern sie sich immer mehr zu ehrenhaften elder-statesmen des Genres. Und das ist so immens außergewöhnlich in Zeiten, in denen fast alle überlebenden Helden von einst sich in einer beklemmenden Alterslangweiligkeitsspirale verfangen haben, dass es einen Platz an der Sonne redlich verdient hat.

The Lemon Twigs aus New York haben auf ihrem Debütalbum Do Hollywood mit Haroomata einen Song untergebracht, der klingt wie eine Lennon-Komposition etwa zu Abbey Road Zeiten, den seinerzeit selbst die Fab Four wegen übertriebener Weirdness nicht mit auf ein Album genommen hätten. Was für ein Klamauk, was für ein Spaß. Und dabei trotzdem noch betörend schön.

Für all jene, die in den nächsten Wochen zu den Auserwählten gehören, mit einer CD der Jahrescharts beglückt zu werden, sei angemerkt: die komplette Liste passt nicht auf eine CD, weshalb ich stattdessen eine Top-15 draus gemacht habe, auf der sich dann Archive, Band Of Skulls, Field Music, Stoppok und Suede leider auch schon wieder verabschieden müssen.
But you’re gonna love this!

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