Schauen wir also heute mal, was die Freunde so gehört haben in 2014.
Zunächst ist festzuhalten: Während ich Musik vornehmlich aus Großbrittanien, Deutschland und manchmal auch den USA genieße, bevorzugen meine Freunde offenbar Klänge aus Kanada und Österreich. Sind ja auch viel schönere Länder, nicht wahr?
Nun, das mit Kanada mag eine zufällige Häufung sein, aber das mit Österreich hat natürlich Programm. Seit einiger Zeit schon beobachten wir im Indie-Kontext eine merkwürdige Austrophilie, die sich mir nie so ganz erschloss. Denn, dass Wienerisch der schönste deutsche Dialekt ist und Wien die schönste Stadt im deutschsprachigen Raum, ist eins. Das aber im Fahrwasser des Erfolgs von Ja, Panik bald jeder in Wien, der eine Gitarre halbwegs richtigherum halten konnte, einen Plattenvertrag bekam, etwas anderes. Und nicht immer unbedingt begrüßenswert. Mir jedenfalls schmeckt ein Vino in Wien immer noch besser als ein Nino, aber selbstverständlich gibt es auch aus diesem Dunstkreis einiges, was man sich durchaus anhören sollte.
Die höchsten Donauwellen schlug in 2014 die Band Bilderbuch aus Oberösterreich, vor allem auf Grund ihres unwiderstehlichen Hits Maschin.
Das Interessante an Bilderbuch ist die Tatsache, dass man sie irgendwie gut findet, obwohl die Musik gleich eine ganze Reihe von Attributen hat, die einem den Musikgenuss normalerweise gehörig versalzen (pathetisch, operettenhaft, glattproduziert, kurz: museoid).
Beste Nummer auf der EP Feinste Seide ist m.E. das kuriose und herrlich überkandidelte Plansch, und dieser Meinung war man offenbar auch im Institut für kritisches Tanzen. Plansch!
Nicht ganz so gut, aber irgendwie auch putzig, ist der Song Bologna der Band Wanda aus, na klar, Wien (Zitat: „Tante Cecharelli hat in Bologna Amore gemacht!“).
Amüsantes 5-Euro-Budget-Video, nebenbei.

Von den unzähligen kanadischen Songs in den Bestenlisten meiner Freunde gefiel mir am besten Kalle Mattsons An American Dream.
Aber auch Good Sex von Kevin Drew sollte man hören. Leider ist das Video komplett daneben; und das, obwohl mehrere wunderschöne Frauen drin vorkommen (dünn angezogen). Dieses Kunststück muss man auch erst mal hinkriegen…

Sehr gut kam bei mir Gravenhursts The Citizen an (Opener einer „Lost Songs„-Compilation, die unlängst erschien). Das ist an sich schon eine äußerst melancholische Ballade. Aber angesichts des frühen Todes von Mick Talbot, der im Dezember starb, wird sie geradezu unheimlich – jedenfalls überaus bewegend.
Leider gibt es dazu keinen Link. Sollten Sie aber unbedingt bei itunes kaufen und dann mitschaudern.

Zum Schluss noch was zum Schmunzeln:
Schnipo Schranke nennen sich zwei Damen aus Hamburg. Und bei ihrem Song Pisse lohnt es sich fürwahr, auf den Text zu achten. Der Refrain ist zwar nur mittellustig, aber in den Strophen finden sich tatsächlich einige wunderschöne Perlen.

Abschließend noch mal ein herzliches Dankeschön an die tollen Menschen, die mich auch dieses Jahr wieder mit ihren Jahreschart-CDs beglückt haben.

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