Nichts ist älter als die Zeitung von gestern, lautet ein totgerittenes Bonmot. Und also habe ich beschlossen, entgegen meiner eigenen Verlautbarung von vor 24 Stunden, den musikalischen Jahresrückblick 2010 doch schon in Angriff zu nehmen.
Es gibt ja eh nicht allzuviel zu berichten.
Zwar habe ich dieses Jahr, wie stets, eine Menge Musik verschlungen und auch einige tolle Neuentdeckungen gemacht, doch handelte es sich bei den feinen Funden jeweils um Künstler, deren Schaffen schon vor einiger Zeit erfolgte, und die lediglich bislang an mir vorbei gegangen waren. Verweise mal exemplarisch auf meinen Blogbeitrag zum Thema The Divine Comedy.
Bezeichnend ist schon, dass ich Ihnen in 2010 hier im Blog kaum aktuelle Musik ans Herz gelegt habe. Es erschienen und wurden gelobt und verlinkt: Music Go Music, Owl City, Tocotronic, Los, It’s a Musical, Vampire Weekend, Everything Everything und (most astonishingly) Crowded House.
Wobei es sich jeweils um Songperlen handelt, was, wie z.B. im Falle Tocotronic, ja noch lange nicht heißt, dass auch das dazugehörige Album super ist.
Ferner erschienen dieses Jahr neue Scheiben von Arcade Fire, Gorillaz, The National, Paul Weller, MGMT, Richard Ashcroft, Hot Chip, Foals, Take That, Grinderman, LCD Soundsystem, Bryan Ferry, Kings Of Leon, Klaxons, Interpol, Brandon Flowers, The Drums, The Dead Weather, I Am Kloot, Belle And Sebastian, Cherry Ghost, Deerhunter, Edwyn Collins und nicht zuletzt Lenins einstige Lieblingskapelle Teenage Fanclub, die allesamt auf die ein oder andere Weise in meinen Zuständigkeitsbereich fallen.
Doch keines davon – auch nicht ein einziger Song, den ich hörte (natürlich kenne ich nicht alle Alben in voller Länge) – vermochte, mich zu begeistern.
Und das ist schon ganz schön enttäuschend.
Nicht, dass ich jetzt sagen möchte, diese Platten seien alle schlecht, nein nein, ich meine: die meisten der genannten sind schon okay. Aber „schon okay“ ist eben was anderes als sehr gut oder toll oder super oder ooh wow, that’s fuckin‘ brilliant!.
Kurz: es war ein ziemliches Seuchenjahr. Mal wieder.
Um also der versammelten Kohorte von Indie-Versagern zur Abmahnung gehörig vor den Bug zu schießen, erkläre ich kurzerhand dieses Video zum ebensolchen des Jahres. Unterhaltsam jedenfalls. Und man kann wenigstens die ganze Zeit eine äußerst aufregende und außerdem auch notorisch gutgelaunte Ische beglotzen.
(klar ist das Formatpop, und Snoop Dog ist ein alter Stinker, aber ich wollte ja hier mal kurz provozieren…)
Ebenfalls ganz nett war auch jenes Liedchen des liebenswerten Fräuleins Nash, deren Akzent ich immer noch sehr gerne mag, wenngleich das dazugehörige Album in der Tat Schrott war.
Auch über den Soloversuch von Kele Okereke, seines Zeichens Sänger meiner Helden Bloc Party, konnte man geteilter Meinung sein. Dieser Song ist aber wirklich ein Kracher.

Also mussten es die Altvorderen mal wieder retten. Zwar haben mich auch die 2010er-Beiträge von Rockopa Plant und den Chemical Brothers nicht wirklich vom Sitz gerissen, aber zumindest affirmatives Mitwippen und respektvolles Hutziehen drängt sich hier dann doch auf.
Zuletzt seien auch noch Arcade Fire, die Kings Of Leon und insbesondere die Foals mit je einem guten Song erwähnt – denn in allen drei Fällen spielt vermutlich ja auch eine übertriebene Erwartungshaltung eine nicht zu unterschätzende Rolle beim eher abfälligen Urteil.

Der wirklich beste Song des Jahres 2010 nach Meinung Ihres Blogadministrators bleibt das bereits im Frühjahr verlinkte Fireflies, weshalb es hier ausnahmsweise noch Mal an Sie herangetragen sei. Hilfreich, wenn man, wie ich, kein Radio hört. Dann werden einem solche schönen Stücke nicht totgenudelt.

Admin