Heute möchte ich Ihr Augenmerk auf die „Band“ The Divine Comedy lenken. Keine wirkliche Band sondern das seit nunmehr zwanzig Jahren andauernde musikalische Projekt des nordirischen Sängers Neil Hannon mit häufig wechselnden Begleitmusikern.
Ein guter Freund von mir ist seit jeher ausgewiesener Fan und Experte, aber ich sperrte mich lange gegen sein diesbezügliches verbales Werben, und vermochte irgendwie kein rechtes Interesse an weitergehender Recherche aufzubringen.
Schuld war wohl das Hannon anhaftende Image des Zwanziger/Dreißiger-Jahre Kitschromanciers und sein Hang zu orchestralem Pomp (das unheilversprechende Wort „Chamber-Pop“ kommt einem ebenfalls in den Sinn) – alles Attribute, die für gewöhnlich nicht unbedingt für erquickenden Indie-Pop-Genuss stehen.
Natürlich sind reichliche Tin Pan Alley- und Vaudeville-Reminiszenzen nicht zu leugnen, und Hannons eigenwillige personality als zumeist anzugtragender Kurzhaarfrisuren-Dandy hat ihr übriges zur allgemeinen Wahrnehmungsweise beigetragen.
Nichtsdestotrotz behaupte ich heute: The Divine Comedy sind vollwertiges Mitglied der ehrwürdigen Britpop-Society!
Dafür spricht Hannons stark an den Beatles geschulter Kompositionsstil, seine dezidierte Anti-Rock-Attitüde, und nicht zuletzt die Tatsache, dass er 2001 mit einigen Jahren Verspätung sogar ein beinahe lupenreines Mitt-Neunziger Britpopalbum veröffentlichte – Regeneration – zu dessen Anlass er sogar für einige Zeit seine Haare auf Liam-Gallagher-Länge sprießen ließ, und sich nurmehr im Drei-Tages-Rhythmus rasierte.
Und nicht zuletzt ist er ein überaus talentierter und unterhaltsamer Texter.
Unlängst erschien sein mittlerweile zehntes Album Bang Goes The Knighthood.
Nicht alles von The Divine Comedy ist Handelsklasse A, aber einiges gehört tatsächlich in jede ordentliche Playlist.
Sein goldenster Popmoment war die 99er Single Gin Soaked Boy deren schöner, epischer Text in nettem Kontrast zur herrlichen Simplizität der Musik steht. Aber hören Sie bitte auch Bad Ambassador (the most Britpop he would ever get) und das lustige National Express.
Wer auf den Geschmack gekommen ist, wird eine Fülle weiteren Materials auf den einschlägigen Musikportalen finden.

Vergessen Sie also
pesto al dente
und laben Sie sich lieber an
presto al Dante.

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