Neulich hatte ich es im Büro mit einem Kunden zu tun, der Gaius Julius Caesar hieß.
Kein Scherz. Caesar ist nun nicht einer der häufigsten Nachnamen in Deutschland, aber ganz so selten, wie man vielleicht denkt, ist er offenbar auch nicht – eine eiligst ausgeführte Recherche ergab, dass immerhin fünf oder sechs Familien Caesar zum Kundenstamm meines Arbeitgebers gehören. Und wenn man schon derart komisch heißt, dann kann man sein Kind ja auch ruhig Gaius Julius taufen. Alles andere wären doch irgendwie halbe Sachen. Jedenfalls hatten die Eltern des kleinen Julius offenbar Humor. Und der arme Kerl musste vermutlich in seiner gesamten Schulzeit heftig leiden und wurde oft gehänselt. Ungerechte Welt.
Dabei haben die Eltern doch nur folgerichtig und konsequent gehandelt.
Stellen Sie sich vor, Sie hießen Goethe.
Dann wäre es doch jammerschade, wenn man Sie nicht auch auf den Namen Johann Wolfgang getauft hätte, oder?
Im Zivildienst hatten wir mal einen Patienten im Rettungswagen der hieß Goethe. Vorname leider bloß Dieter oder Werner oder so.
Es handelte sich um einen stark angetrunkenen Handwerker, der tiefsten hessischen Dialekt sprach, und dem man leicht ansehen konnte, dass er vermutlich täglich stark angetrunken ist. Das vermochte der vermeintlichen Würde seines Nachnamens nicht ganz gerecht zu werden, sorgte aber gerade deswegen bei allen involvierten Personen für gehörigen Spaß. Der behandelnde Arzt versäumte es jedenfalls nicht, den armen Schlucker häufigstmöglich und ostentativ mit „Herrn Goethe“ anzusprechen.
„Und? Haben wir auch ein paar Bierchen getrunken, Herr Goethe?“
„Soso, Herr Goethe, und dann sind sie also von der Leiter gefallen?“
„Tja, Herr Goethe, was machen wir denn nun bloß mit Ihnen? Sie haben ja keinerlei sichtbare Verletzungen, Herr Goethe.“
Etc., etc.
Es lag halt auch der dringende Verdacht in der Luft, dass dem Herrn Goethe eigentlich gar nichts passiert war, und er sich durch den Anruf beim Rettungsdienst lediglich einen verfrühten Feierabend verschaffen wollte.

Aber eigentlich wollte ich auf etwas ganz anderes hinaus.
Irgendeine der dauerwerbenden Baumarktketten wirbt nämlich derzeit mit dem netten caesarischen Slogan:
„Kommen, Säen, Siegen!“
(neben ähnlichen Dreitaktern wie „Pflanzen, Pflücken, Entzücken“ usw.)
um seine Gartengeräte- und möbel an den Mann resp. die Frau zu bringen.
Und das betrachte ich dann doch als ein feines Kleinod im ansonsten eher nervtötenden und furzkapitalistischen Reklamedschungel.
Offenbar und passenderweise treiben dort nämlich im Gartenbereich die schönsten Blüten.
So preist der ortsansässige Platzhirsch unter den Landschaftsgärtnerbetrieben seit Jahren mit einem konzisen
„Alles im grünen Bereich“
seine Dienste an.
Was den einzigen ernstzunehmenden Konkurrenten zu einer Gegenoffensive unter dem Motto
„Grüner wird’s nicht!“
animierte.
Gut das.

Es handelt sich hier bekanntlich nicht um ein Polit-Blog, aber gänzlich ignorieren wollte ich den gestrigen Wahlausgang dann doch nicht. Immerhin eine historische Stunde der bundesrepublikanischen Geschichte: der erste grüne Ministerpräsident. Und dann auch noch im seit über 50 Jahren tiefschwarzen Baden-Württemberg! Sollte man wenigstens en passant kommentieren.
Übrigens: Häme macht ja oft am meisten Spaß, und so versäumte es gestern Abend natürlich auch kein grüner Stadtverordneter in Frankfurt, darauf hinzuweisen, die Stadt werde künftig von einer „großen Koalition“ regiert.
Das war die subtile Verklausulierung von „Ätsch, Ihr Sozen, ausgelacht.“ Lange Nase und so. Sind halt auch nur Kindsköppe, die Parteipolitiker.
Besingen wir also die grüne Welle mit dem alten Gassenhauer von Adam Green
Muss I denn, muss i denn, heut als Brüderle hinaus
und widmen uns dann wieder wichtigeren Dingen.

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