Umzugszeiten sind zwar mitunter stressige Zeiten, aber eigentlich auch immer sehr spannende. Denn dauernd stößt man beim Kistenpacken auf irgendwas, was man schon seit Jahren nicht mehr in den Händen hielt, und was man dann in einer angenehmen Mischung aus Nostalgie und Neugier noch mal hören, lesen, studieren oder einfach nur begutachten kann.
So gewahrte ich gestern zwei Elvis Costello CDs, die ich seit etwa 15 Jahren besitze, aber jeweils höchstens ein einziges Mal gehört hatte. Und auch das eher nebenbei.
Nach dem also erfolgten zweiten Hören (erneut eher nebenbei) warf ich sie mit einer Befreiung verheißenden Genugtuung in den Müll.
Wegschmeißen ist eh toll. Fast das Beste an Umzügen, dass man zentnerweise Tand einfach entsorgen kann.
Entsorgung = Freiheit.
Faustregel hierfür: was man die letzten zwei Jahre nicht gebraucht hat, braucht man vermutlich auch die nächsten zwanzig nicht mehr. Also weg damit!

Nun ist Wegwerfen bei Platten und Büchern natürlich eine zweischneidige Sache, und geht einem nur schwer übers Herz; es hat irgendwie was ikonoklastisches, um nicht zu sagen bücherverbrennendes an sich.
So überlebte meine gesamte tonnenschwere Vinyl-Plattensammlung erneut, obwohl ich in der derzeit noch bewohnten Bude den Plattenspieler nicht ein einziges Mal benutzt habe. Aber ich bekam es emotional nicht gebacken, auch nur eine einzige der überflüssigen Scheiben über den Harz zu kicken.
Sammlerherz, Du Antichrist der Umzugshelfer!
Bei eh bloß gebrannten CDs ist meine Hemmschwelle da viel geringer (siehe Elvis Costello).
Habe alsdann gleich noch eine uralte, und bisher ebenfalls beinahe ungehörte Lightning Seeds CD aufgelegt, in dem festen Glauben diese anschließend ebenfalls den Hasen geben zu können.
Doch oha!, nixda, die war erstaunlich gut.
Hätte man öfter mal hören können in den geschätzten zwölf Jahren, in denen sie unangefasst zwischen all den anderen lag…
Aber das schönste Fundstück machte ich heute Abend im Keller. In einer Tüte mit Malerutensilien (wie auch immer sie ausgerechnet dort gelandet ist – only god knows…) befand sich eine Klarsichtfolie mit Texten – als Ausdrucke in Papierform.
Und einer davon war meine allererste Kolumne, die ich vor etwa zehn/elf Jahren geschrieben hatte, und die ich schon lange nicht mehr in Datenform besitze.
Welch eine Freude, welch Hallelujah.
Und wissen Sie was: die ist gar nicht schlecht.
Musste mehrmals intensiv schmunzeln, als ich sie wieder las, und habe nun also mal mindestens Material für vier, fünf neue Blogbeiträge.
Vielleicht serviere ich Ihnen die Pioniertat aber auch tatsächlich demnächst am Stück – bedeutet halt ein wenig Tipparbeit, aber ich arbeite ja gern für Sie.

Freut sich auf seine neue Bleibe,
Ihr Lenin

P.S.: der schönste Umzugssong ist und bleibt
Books From Boxes von Maximo Park, aber über den wurde hier im Blog ja schon häufig genug geschwärmt. Geben Sie mal Books From Boxes in der Suche ein – sie werden vermutlich mehr als einen Beitrag finden.

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