So. Wieder ein paar Etappen Rheinsteig abgeklappert.
Da, wo das Rheinland noch so ist, wie man sich Rheinland gemeinhin vorstellt:
Besiedelt und besudelt.
Beseelt vom Glauben an den Lieben Gott.
Hier sind noch 90% der Bevölkerung katholisch und die restlichen 10% auch.
Hier wird das Wort Bundesland noch auf der dritten Silbe betont.
Die Autos liebevoll von Hand gewaschen, und zwar dreimal die Woche.
Es gibt eh nur eine Marke: Focht!
Mit anderen Worten: es ist jenes Stück Rheinsteig, nördlich von Koblenz, das man erst begehen sollte, wenn man wirklich schon alles andere gesehen hat. So wie ich.
Und wenn es auch nicht ganz so schön dort ist, wie auf dem Rest des Weges – unvergessliche soziologische Einblicke in die Niederungen der deutschen Seele nimmt man von dort allemal mit. Hier ein paar bildhafte Dokumente:

Spielothek
Diese Werbung zeigt zwei typische Stammbesucherinnen der örtlichen Spielothek. Reklame wird ja in den Worten von Marketingheinis gern als „Produktinformation“ euphemisiert, und wer jemals eine Spielhalle von innen gesehen hat (und unverletzt wieder rausgelang), der wird sich seinen eigenen Teil dazu denken können. Gerüchte, dass Heidi Klum demnächst für die „Trinkhalle Ost“ (Seckbach) modelt, sind allerdings derzeit wirklich bloß ebensolche.

 

 

Fuhrpark
Ein guter Fuhrpark ist seit jeher das logistische A und O in jedem Burenkrieg.

 

Mrashmellows
Auf diesem Testgelände untersuchen Wissenschaftler der Universität Kleinmaischeid das Herdenverhalten grasender, überdimensionaler schwarzer Marshmellows.
Ergebnis: genau wie Kühe („schwarz-bunt“) nur anders.

 

Schmetterlinge
Das schönste auf dem Land sind die Absurditäten. Dieses aparte Plakat findet man auf der Herrentoilette im „Haus der Schmetterlinge“, wohlgemerkt einer Einrichtung, die ausschließlich von Grundschulklassen und Rentner-Ausflugsbussen heimgesucht wird.
Bizarr!

Was Sie sonst noch so wissen sollten:

– Neuwied ist so ähnlich wie Altwied, aber irgendwie neuer.

– Auf Schloss Sayn schrieb Ludwig Wittgenstein einst sein philosophisches Hauptwerk „Tarantulus – logico arachnophobicus“, in dem er der alten Menschheitsfrage Sayn oder Nichtsayn nachgeht.

– Rheinbrol liegt 75 km südlich von Waldbröl.

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