God save Austria!
Was für ein reich beschenktes Land:
die haben da so voll gute Alpen und so, die Hauptstadt ist eine der schönsten Städte Europas, die Sprache ist super, die Mädels haben prima unegale Frisuren, und vor allem ist man im Stammland abendländischer Kaffeehauskultur bis heute relativ standhaft geblieben gegen einen überaus unsinnigen Amerikanismus, nämlich die seit etwa zwanzig Jahren um sich greifende Unsitte, statt Sahne oder Kondensmilch, Voll- oder gar H-Milch in den Kaffee zu panschen.

Ja, ich weiß, ich werde heute die Nahrungsgewohnheiten eines Großteils der Leserschaft kritisieren, aber in politisch derart wichtigen Fragen, muss man als Autor auch mal bereit sein, Stellung zu beziehen und Tacheles zu reden…

Am Frühstücksbuffet des von mir nun für eine Woche bewohnten Hotels, gab es am Kaffeeausschank jedenfalls nur eine Sorte Milch: Kondensmilch. Die deutschen Blödiane, die lieber „normale“ Milch wollten, mussten umständlich mit ihrer Tasse zum Cornflakes-Tisch, um sich dort mit der Plörre ihrer Wahl zu versorgen. Gut so.
Denn in Kaffee gehört Sahne oder ihr Surrogat Kondensmilch – alles andere ist Mumpitz. Wer H-Milch in seinen Mokka schüttet, könnte genausogut Mineralwasser nehmen.
Denn das Ziel ist ja nicht, dem Kaffee eine andere Farbe zu geben.
Sondern man möchte zwei Dinge bewirken, die beide untrennbar mit hohem Fettgehalt einhergehen: zum einen wirkt Fett als Geschmacksverstärker, d.h. es geht darum, dass sich das Kaffeearoma noch besser entfalten kann. Und zum zweiten geht es darum, das Getränk ein bißchen crémig zu machen.
Bis etwa Mitte der siebziger Jahre wäre dementsprechend auch niemand auf die absurde Idee gekommen, für diesen Zweck ein fettarmes Produkt zu benutzen. Damals lancierte die Firma Bärenmarke eine neue Dosenmilch auf dem Markt unter dem Namen Die Leichte 4.
Von da an gings bergab. Die Leichte 4 traf nämlich einen Nerv der Konsumentenschar, welcher seinerzeit noch in zarter erster Blüte stand, sich inzwischen aber zu einer grassierenden Volksneurose ausgewachsen hat: dem selbstauferlegten Zwang, sich irgendwie „gesund“ zu ernähren. Wobei „gesund“ in einer weiteren irrationalen Schleife vom Großteil der Betroffenen mit den Eigenschaften zucker- und fettfrei verwechselt wird. Was wiederum u.a. daran liegt, dass etwa zur gleichen Zeit ein paar geschäftstüchtige Quacksalber den Cholesterinspiegel erfanden, und damit eine ganze Elterngeneration narrisch gemacht haben.
Und außerdem ist es natürlich, wie oben erwähnt, ein Amerikanismus. Durch Kettenbetriebe wie Starbucks, wo einem wie selbstverständlich gleich zwei bis drei verschiedene Arten untaugliche Milch zum Panschen zur Verfügung stehen, wird der Unsinn, der aus oben beschriebenen Gründen längst hoffähig war, zur alltäglichen Normalität.
Nun sollte man bei allem, was die Amis so treiben, eine gewisse Grundskepsis an den Tag legen, aber insbesondere wenn es um Ernährung geht, müssten eigentlich bei dem Stichwort Amerika alle Alarmlampen auf rot stehen.

Lange Rede, kurzer Sinn: wer seinen Kaffee nicht crémig und nicht aromaverstärkt genießen möchte, der soll ihn einfach schwarz trinken.
Lasst uns also die Kondensmilch wieder zur Konsensmilch machen – alles andere ist Nonsensmilch.

Soweit der Lobgesang auf Österreich.
Einziges Manko übrigens im rührigen Alpenstaat: Sklaverei und Leibeigenschaft sind offenbar immer noch nicht gänzlich ausgerottet.

Sklaverei

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