Da soll noch mal jemand sagen, sie sei nicht wunderschön, meine neue Heimat.
Magnitogorsk.

nordi

Idyllisch eingebettet in eine pittoreske Kulturlandschaft aus Autobahnen und einem Meer aus Hochspannungsmasten ragen Ihre Häuser majestätisch in den Himmel – dies ist zweifellos ein Stadtteil für Menschen, die hoch hinaus wollen (7.Stock mindestens)
und die es hoch spannend lieben.
Aber „die Nordi“ ist vor allem ein wunderschönes Relikt aus den goldenen sechziger und siebziger Jahren und noch viel mehr ein Paradestück sozialdemokratischen Schaffens und Strebens.
Man streue unter die ganzen Hochhäuser etwa ein Viertel posche Einfamilienhäuser mit Garten, mache alles schön grün, wenig Straßen, viele Fußwege, und schon mischen sich die sozialen Schichten und alle tragen Blumen im Haar, helfen Omas über den Zebrastreifen, leihen dem Nachbar ein Pfund Mehl, pfeifen Give Peace A Chance und wissen, wie Ghetto auf anatolisch heißt.
Sozusagen die Übertragung des Modells Gesamtschule auf den Städtebau. Mit ähnlich überzeugenden Resultaten.

Damit das auch alles funktioniert, müssen die Schulen, Straßen und Plätze natürlich Namen tragen wie „Ernst-Reuter-Schule“, „Erich-Kästner-Schule“, „Gerhart-Hauptmann-Ring“, „Martin-Luther-King-Park“ etc.
Ach, die Sozen! – schon süß gewesen, damals.
Warum allerdings das Altenheim nicht „Mutter-Theresa-Stift“, und die Müllverbrennungsanlage nicht „Mahatma-Ghandi-Feuer“ getauft wurden, die internationale Schule nicht „Pierre-Degeyter-Schule“ und die Filiale der Stadtbibliothek nicht „Georg-Büch(n)er-Verleih“ bleibt ungeklärt.
Vermutlich war da schon der olle Wallmann am Ruder.

Dass folgerichtig auch der europäische Fernwanderweg Flensburg-Genua mitten durch dieses Kleinod und quasi an meiner Haustür vorbeiführt, das setzt dem Ganzen natürlich ein dem Herrn Lenin besonders gefallendes I-Tüpfelchen auf.

Wir lieben doch alle unsere Heimat, nicht?
Wohnt selbstredend am südlichen Ende der Siedlung,
also weitaus mehr Genua als Flensburg,
Ihr Lenin

Admin