Vor einigen Jahren, als ich mich noch tat- und wortkräftig am Geschehen des Internetforums der Titanic beteiligte, schrub ich folgende Zeilen in einen Strang der sich vorzüglich und liebevoll um schlechte Wortspiele und insbesondere deren nahezu zwanghafte Verwendung in den Namen von Frisörbetrieben, Kneipen und sonstigem Kleingewerbe jeglicher Facon kümmerte:

„Wenn sie der Kreativität bzgl. der von ihnen zu verantwortenden Frisuren genauso freien Lauf lassen wie bei den Wortschöpfungen, die sie für ihre Ladentaufe tätigen, dann möchte man Frankfurts Frisören nur ungern unters Messer geraten.
So stehen zum Waschen und Legen u.a. HAARSCHARF, HAARGENAU, KOPFARBEITER, HAARMONIE und – besonders „haarsträubend“ – HAARKROPOLIS zur Auswahl. Letzterer Laden glänzt durch griechisches Interieur, Sokrates-Büsten u.ä.

Hier noch einige weitere „pfiffige“ Ideen für angehende Existenzgründer im ondulierenden Handwerk:
wie wärs mit indischem statt griechischem Ambiente? Sie könnten ihr Geschäft dann HAARE KRISHNA nennen.
Oder japanisch als HAARAKIRI (passenderweise mit Plätzen zum Selberschneiden).
Ein paar Kruzifixe an die Wand, HAARLELUJA, und die christliche Kundenwelt wird ihnen zu Füßen liegen.
Nobel und getäfelt: MAHAARGONI,
eher rough und punkig: HAAR-BOMBE, ihre Filiale in Hamburg-HAARBURG usw. usf.

getoppt wird dieser Wortspielkrampf eigentlich nur noch von Kneipenwirten. Davon erstatte ich Ihnen ein ander Mal Bericht. Und wenn sie in Frankfurt einen Frisör suchen, gehen Sie in den CutClub!

Wir Altrevolutionäre tragen unser Haar ja zum Glück offen…“

Forumsgenosse „The Mars Volta“ schlug daraufhin noch

HAARmilch (Frisör UND Milchbar)
HAAR-in-der-Suppe (Frisör UND Suppenküche)
HAARald Schmidt

vor, worauf ein gar lustiges Treiben im Strang aufkam und immer neue kreative Schöpfungen aus der Wortspielhölle munter ins Kraut schossen.
So steuerte Lenin u.a. noch folgendes bei:

am Ha(ar)fen: HAARVARIE
Frisör- und Nagelstudio: HAARVA NAGELA
mit Waschen: HAARKLE FEUCHT

Interessant wie vorausschauend ich damals mal wieder die Zeitläufte überblickte…
War doch seinerzeit die Existenz eines Nagelstudios noch eher etwas außergewöhnliches. Das hat sich, wie Sie wissen, zwischenzeitlich gründlich geändert, und also können wir vermutlich auch auf diesem Gebiet in Zukunft häufig Beute machen, wenn uns nach neuen Schmerzdrops aus dem lyrischen Ideenfundus des deutschen Kleingewerbetreibenden dürstet.
Wobei: das unten dokumentierte erste Zeugnis brachte mich tatsächlich ordentlich und wohlmeinend zum Schmunzeln.
Leider werde ich, ähnlich wie bei Frisören, aber in meinem Leben vermutlich keinen Anlass mehr auftreiben können, dem besagten Etablissement mal einen Besuch abzustatten.

profeiler

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